Wildbienen
So manches Insekt, das in unseren Gärten, Wiesen und Wäldern fleißig Nektar sammelt und Blüten bestäubt, sieht der bekannten Honigbiene zwar ähnlich, gehört aber zu den Wildbienen, wozu auch die Hummeln zählen. Neben der Honigbiene, ist die artenreiche Wildbienenfauna mit ihrer großen Vielfalt an Lebensweisen, Farben und Formen ebenfalls zur langfristigen Sicherung der Bestäubung unserer Wild- und Kulturpflanzen enorm wichtig. In Deutschland gibt es etwa 560 verschiedene Bienenarten, von der vier Millimeter kleinen Steppenbiene bis zur 40 Millimeter großen, schwarzblauen Holzbiene. Die meisten Wildbienen leben nicht in Staaten, sondern als Solitärbienen. Sie nisten in Erdhöhlen, Totholz und Pflanzenstengeln, manche Spezialisten aber auch in leeren Schneckengehäusen oder in alten Pflanzengallen. Wieder andere bauen frei stehende Nester aus Pflanzenharz oder mineralischem Mörtel.
Gefährdung der Wildbienen
In manchen Gegenden der Volksrepublik China sind die Bienen bereits ausgestorben und die Bestäubung der Obstanlagen erfolgt in Kleinarbeit durch den Menschen. Blütenpollen werden in kleinen Tütchen verkauft. In einigen Regionen der USA sollen bereits 80 Prozent der Bestände verelendet sein. Weltweites, massenhaftes Bienensterben, unzählige, durch Pestizide und eingeschleppte Parasiten dahingeraffte Bienenvölker oder das mysteriöse, plötzliche verschwinden oder absterben ganzer Bienenvölker. Diese erschreckenden Tatsachen entstammen keinem Science-Fiction-Film sondern dem Dokumentarfilm „More than Honey“ von Markus Imhoof.
Umso besorgniserregender, weil parallel dazu auch die wilden Bienen und zahlreiche andere Insekten aufgrund zerstörter Lebensgrundlagen weltweit rapide zurückgehen. Dadurch ist die Bestäubung der meisten Nutzpflanzen extrem gefährdet und verursacht schon jetzt messbare Einbußen in den Ernteerträgen. Forschungen belegen, dass an den Orten, an denen es nur wenige wilde Bienen und andere Bestäuber-Insekten gibt auch die Produktivität der Pflanzen deutlich verringert ist und diese Defizite selbst durch das Aufstellen weiterer Bienenstöcke nicht auszugleichen sind. Honigbienen können den Rückgang von wilden Bestäuber-Insekten nicht ersetzen.
Im Umfeld des Menschen verlieren Wildbienen zu denen auch die Hummeln zählen immer mehr an Lebensraum. Hauptursache ist eine von industrieller Landwirtschaft geprägte Agrarlandschaft, der vermehrte Einsatz von Spritz- und Beizmitteln, das Ausbringen von Kunstdünger und Gülle sowie die Nutzung von immer mehr Wiesenflächen als Weiden. Durch Genmanipulationen, zügelloses Profitstreben auf Kosten der Natur, immer größer werdende Monokulturen auf denen Energiepflanzen wie Mais oder Raps wachsen nur um sie zu Heizzwecken zu verbrennen und die sonntägliche Spazierfahrt mit dem Auto oder Motorrad zu sichern versündigt sich der Mensch an der Natur. Daneben ist aber auch die Eintönigkeit in unseren Gärten, unser übertriebener Ordnungssinn und die flächendeckende Bodenversiegelung dafür mitverantwortlich.
Aus Sicht der Insekten nehmen die ökologischen Wüsten immer mehr zu während ihnen Nahrungs- und Nistplatzmangel das Leben schwer machen. Neueste Forschungsergebnisse zeigen, dass auch bei uns der Bestand von Wildbienen und anderen Insekten drastisch gesunken ist. Sollte sich das Artensterben weiter ausdehnen sterben sie in weniger als 10 Jahren aus. Weltweite Einbußen für die Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion und nicht zuletzt massive wirtschaftliche Schäden in Milliardenhöhe sind zu befürchten. Eine ökologische Katastrophe.
Nutzen der Wildbienen
Angaben der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen zufolge hängen 35 Prozent der weltweiten Nahrungsmittelproduktion von Bestäubern ab. Viele Wildblumen und über 80% aller europäischen Nutzpflanzen, darunter viele Obst- und Gemüsearten, aber auch Viehfutter wie Klee sind bei der Bestäubung ihrer Blüten in hohem Maße auch auf Bestäuberinsekten wie Wildbienen angewiesen. Für die Landwirtschaft insgesamt wäre das Verschwinden der Bienen ein herber Schlag. Denn bliebe die Bestäubung der Nutzpflanzen aus, würden die Ernten deutlich geringer ausfallen. Dies hätte auch Auswirkungen auf die Nahrungssicherheit, auf die Qualität und Vielfalt der verfügbaren Nahrungsmittel.
Es sind nicht nur die Honigbienen die unsere Obstbäume und Gemüsepflanzen bestäuben, sondern gerade in Gebieten in denen kein Imker seinen Bienenstock aufgestellt hat übernehmen einen sehr großen Teil dieser Arbeit die Wildbienen. Forschungen belegen, dass an den Orten, an denen es nur wenige wilde Bienen und andere Bestäuber-Insekten gibt auch die Produktivität der Pflanzen deutlich verringert ist.
Der Albert Einstein zugeschriebene Satz : "Wenn die Bienen verschwinden, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben; keine Bienen mehr, keine Pflanzen, keine Tiere, keine Menschen mehr." sagt sehr deutlich wohin die Reise geht.
Schutz
Trotz ihrer Vielseitigkeit sind mehr als die Hälfte der rund 560 in Deutschland lebenden Wildbienenarten in ihrem Bestand gefährdet und stehen auf der Roten Liste. Nicht zuletzt aufgrund ihrer großen Bedeutung für einen funktionierenden Naturhaushalt wurden sie bereits 1980 vom Gesetzgeber unter Schutz gestellt.
Notwendiger wäre ein vermehrter Schutz durch Neuanlage und Verbesserung bereits bestehender, naturnaher Nistmöglichkeiten und Lebensräume in der freien Landschaft unter ausreichender Berücksichtigung artspezifischer Ansprüche der Wildbienen.
Wie jeder einzelne von uns dazu beitragen kann steht unter Tipps / Was kann ich tun?
Nutzen der Wildbienen am Beispiel der rostroten und der gehörnten Mauerbienen
Als erste Gäste werden sich aller Voraussicht nach die rostrote (Osmia bicornis) sowie die gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) an Ihrer Nisthilfe ansiedeln. Aufgrund der teilweise sehr unterschiedlichen Brut- und Lebensweise bei Wildbienen beschränkt sich die folgende Beschreibung auf die oben genannten Arten.
gehörnte und rote Mauerbienen sind die ersten Gäste im Frühjahr
Beide kommen fast überall vor, sind leicht zu halten und zu vermehren. Was für uns besonders wichtig ist, sie sammeln ihren Nektar vorzugsweise an Kirsch- Pflaumen- Birn- und Apfelbäumen. Dabei kommt uns zugute, dass Wildbienen bei ausreichendem Angebot bevorzugt in Nestnähe sammeln während Honigbienen im Umkreis von 5km sammeln. Ein weiterer, wesentlicher Unterschied besteht darin, dass im März, wenn die Temperaturen unter 12 Grad liegen es für die Honigbienen noch zu kalt ist um auf Futtersuche auszufliegen. Wildbienen dagegen sind schon bei weitaus niedrigeren Temperaturen aktiv, was bei frühblühenden Obstsorten z.B. Frühkirschen für Erfolg oder Misserfolg der Ernte entscheidend sein kann. Manche Blüten können von Honigbienen gar nicht bestäubt werden, das übernehmen dann die Wildbienen.
Gemessen an der Bestäubungsleistung insbesondere Apfelbäumen übertrifft sie die Honigbienen bei weitem weshalb Mauerbienen seit über 60Jahren in japanischen Obstplantagen und mit Beginn des verheerenden Bienensterbens auch vermehrt in den Mandelplantagen der USA erfolgreich zur Bestäubung eingesetzt werden.
Die rote Mauerbiene nistet von März/April bis Mai in Käfer-Frassgängen im Totholz, hohlen Stängeln und allen möglichen Löchern und Ritzen wie Fensterrahmen, zwischen gestapelten Blumentöpfen u.v.m. Sie bevorzugt 5 bis 7 mm große Löcher und verschließt den Nistplatz mit Lehm. Auffällig durch ihren schwarzen Brustpanzer und den orangen Hinterleib ist die gehörnte Mauerbiene, sie bevorzugt etwas größere Bohrlöcher von 7 bis 9mm.
Lebenszyklus der Wildbienen am Beispiel der rostroten und der gehörnten Mauerbienen
Ab Mitte März verlassen die Wildbienen ihre Nester. Die Männchen schlüpfen kurz vor den Weibchen und warten am Nesteingang auf die etwa 1-2 Tage später ausfliegenden Weibchen. Die Männchen verenden bereits kurz nach der Paarung während die Weibchen sofort mit der Brutfürsorge beginnen. Sie sind Einzelgängerinnen und legen jedes für sich ein Nest mit mehreren, oft bis zu 15 durch Lehmwände getrennte Brutzellen an, die sie mit einer Mischung aus Pollen und Nektar ausstatten und darauf je ein Ei ablegen. Pro Tag stellt ein Mauerbienenweibchen etwa eine Brutzelle fertig. In den ersten (hinteren) Zellen werden größere Portionen proteinreiches Larvenfutter deponiert und jeweils ein befruchtetes Ei abgelegt aus dem sich ein Weibchen entwickelt. In den vorderen Zellen werden kleinere Futterportionen deponiert. Aus den darauf abgelegten, unbefruchteten Eiern entwickeln sich die Männchen. Am Ende wird der Eingang zum Nest mit feuchtem Lehm verschlossen, der mit Drüsensekreten vermischt wird. Bereits nach 2 Tagen schlüpfen die Larven und ernähren sich während der folgenden 3 bis 4 Wochen von dem Futtervorrat in ihren Zellen. Ein zu kaltes und verregnetes Frühjahr wie 2013 kann die Entwicklung der Bienenbrut ganz erheblich verzögern.
Danach spinnen sie einen Kokon. Im Geheimen vollzieht sich dann eines der größten Naturwunder – die Metamorphose. Ein Umwandlungsprozess bei dem sich die Larve auflöst, zunächst in eine weißliche Puppe verwandelt und ab Ende des Sommers als fertiges Insekt in seinem Kokon den Winter überdauert.
Im Frühjahr kurz vor dem schlüpfen.